»ZOO MOCKBA – Aufbruch in die Moderne | Sowjetische Spielzeugtiere 1950 – 1980«
Absolventen der Leningrader Kunsthochschule wagten ab Mitte der 1950er Jahre den Aufbruch in die Moderne. In der sowjetischen Spielzeugindustrie boten sich gestalterische Freiräume, um Neues auszuprobieren und eine eigene Formsprache zu entwickeln, in der Zeitgeist und ein neues Lebensgefühl ihren selbstbewussten Ausdruck fanden. Viele ihrer bunten Spielfiguren sind große Kunst für kleine Kinder, Skulpturen aus Plastik, die ein traditionsreiches kulturelles Erbe in sich tragen.
Nach Krieg und Zerstörung fehlte es an allem. Beim Wiederaufbau hatten Spielsachen nicht die erste Priorität. Dennoch waren Produktionsbetriebe aufgefordert, neben Waren des täglichen Bedarfs auch Spielsachen herzustellen. Anfang der 1950er Jahre kam eine neue Generation von Absolventen aus den Kunsthochschulen. In der Industrie boten sich ihnen Möglichkeiten, ein geregeltes Einkommen zu erwirtschaften, sowie gestalterische Freiräume, um Neues auszuprobieren und eine eigene Formsprache zu entwickeln. Während in der Kunst noch immer die Bildsprache des sozialistischen Realismus dominierte, fanden im Spielzeug Zeitgeist und ein neues Lebensgefühl ihren Ausdruck. Auch wenn mancher Künstler heute nicht mehr gern darüber spricht, dass er in jungen Jahren industrielles Spielzeug gestaltet hat, so war doch gerade darin zu einem frühen Zeitpunkt eine künstlerische Avantgarde erkennbar.
Aus Kunststoffen wie Zelluloid und Polyethylen erschufen die Spielzeuggestalter der Sowjetunion eine artenreiche Tierwelt, die in ihrer bunten Vielfalt ihresgleichen sucht. Diese preiswerten Industrieprodukte kündeten häufig von einem kultivierten Gestaltungswillen, der bis heute beispielgebend ist. Generationen von Kindern waren mit diesen Spielsachen vertraut. Hierzulande blieben sie jedoch weithin unbekannt.
Die Ausstellung zeigt eine exemplarische Auswahl von originalen Spielzeugtieren der eigenen Sammlung, die insgesamt mehr als 400 Objekte umfasst. Neben Spielzeugen aus Zelluloid, Polyetylen und Gummi werden auch handgefertigte Entwurfsmodelle für Spielzeugtiere präsentiert. Viele Objekte lassen sich konkreten Künstern zuordnen, die mit ihrer Biographie in der Ausstellung vorgestellt werden: Natalia Tyrkowa, Boris Worobjew, Lew Razumowsky, Lew Smorgon, Adolf Neystat, Elena Podwolotskaya, Galina Sokolowa, Tamara Federowa, Abram Skidalsky, Anatoli Borisow sowie die tschechische Gestalterin Libuse Niklova und der Thüringer Gestalter Ali Kurt Baumgarten. Zu den Objekten und Infromationstafeln kommen großformatige Fotografien einzelner Spielfiguren und Figurengruppen, die die gestalterische Qualität dieser Industrieprodukte augenscheinlich machen.
In Kooperation mit dem Stadtmuseum Dresden wurde 2019 ein Buch zur Ausstellung publiziert.
Bisherige Ausstellungsstationen:
Esterhazy Museum Schloss Lackenbach (Burgenland/Österreich)
phanTECHNIKUM – Technisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern, Wismar
Montfortmuseum und Stadtgalerie Tettnang
Stadtmuseum Crailsheim
me Clollectors Room – Stiftung Olbricht, Berlin
Stadtmuseum Dresden
Müritzeum, Waren/Müritz
Hoffmann-von-Fallersleben-Museum, Wolfsburg
Museum Festung und Schloss Senftenberg
Mehr Informationen: www.zoomockba.com
